______ Totentanz

Auszug aus der Eröffnungsrede vom 18.10.2010

zur Ausstellung in der Hochschule für Philosophie München

Text: Sinan von Stietencron

(...)

Inhaltlich sehe ich in Roberts Arbeit grob gesagt drei unterschiedliche Sujets,

die - gemeinsam betrachtet - erst ein vollständiges Bild seiner Thematik zeigen;

Da wären zum ersten die Interpretationen von schon bestehenden Bildern von Meistern wie Goya, Rembrandt

oder wie hier im Foyer Géricault. Dabei werden die Arbeiten nicht, wie es inzwischen üblich geworden ist, einfach

nur zitiert, sondern sowohl inhaltlich als auch malerisch adaptiert und in Roberts ganz eigenem Stil interpretiert. (...)

Die zweite Kategorie sind die Portraits, die ihn selbst, Freunde oder auch völlig fremde Personen zeigen.

Aber so sehr die individuellen Merkmale der dargestellten Person die Bilder auch prägen, besitzen sie doch alle

eine ähnliche Grundstimmung. Dem Betrachter erscheint die dargestellte Person in gewisser Weise unnahbar ... entrückt.

Die dritte Herangehensweise, die ich beschreiben möchte sind frei komponierte und infolgedessen sehr narrative

Bildaufbauten. Während früher Fische die Hauptdarsteller in diesem Bereich waren, sind es heute vermehrt

Hunde und Affen. Oder affenähnliche Hunde. Tiere, die Robert in einer unnatürlichen, ja schon fast absurden

Situation darstellt. Wenn wir den Ausdruck "Wie ein Fisch im Wasser" benutzen, meinen wir in etwa das Gegenteil

von dem, was Robert darstellt, wenn er eben diesen besagten Fisch wie oben auf der Gallerie zu sehen zwar im Wasser

aber ohne Bewegungsspielraum in eine Flasche gequetscht darstellt. (...)

Und so erschließt sich auch das Thema dieser Ausstellung, die m.E. einen wertvollen Querschnitt durch

Roberts bisheriges Werk zeigt. Der Totentanz als eine Art Spiel, toternst und doch von einer absurden Komik geprägt.

Der Betrachter steht im Zwiespalt, ob er die dargestellt Situation als amüsant oder dramatisch erfährt

Genau wie in unserem Alltag viele Erfahrungen von der Betrachtungsweise abhängen, stehen wir vor der Frage,

ob wir uns eher mit dem Tod oder dem Tanz identifizieren.

Möglich und omnipräsent ist beides.

Der Tanz allerdings bedarf einer weiteren Komponente und deshalb freue ich mich sehr

Monika Roscher mit Band begrüßen zu dürfen, die mit dem Stück Parade diese Ausstellung

mit einem weiteren Kunstwerk bereichern und eröffnen werden.

(...)

Das Stück (...) beschreibt das Bild einer Trauerkapelle auf ihrem Marsch in ihr eigenes Verderben.

Konsequent und stetig marschiert die Kapelle auf einen Abgrund zu.

So wie keiner von uns der Tatsache entkommen kann, dass wir irgendwann sterben werden,

bleibt auch den Musikern nichts als sich der Musik hinzugeben und den Totentanz mitzutanzen.

Bis zum Ende, bis die Kapelle in den Abgrund stürzt und schließlich die Musik verstummt.

Doch nach uns werden andere kommen, die das Spiel fortsetzen und die Musik wiederaufnehmen.

Und so setzt sich das Stück fort...

[ Musikstück "Parade" anhören ]